Wer mit Geflüchteten zu tun hat - sei es beruflich, ehrenamtlich oder privat - wird sicherlich eine Erfahrung teilen: das gelegentliche Stolpern über kulturelle Unterschiedlichkeiten.
Darüber hat die Autorin Brigitte Heidebrecht, selbst seit 2015 ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv, ein Buch geschrieben. In kurzen, prägnanten Geschichten gibt sie detaillierte und verblüffende Einblicke in das, was Flüchtlingshelfer*innen, Deutschunterrichtende, Sozialarbeiter*innen, Arbeitgeber und andere bisweilen ratlos macht.
Mit zwei Themen setzt sie sich dabei besonders auseinander: mit unterschiedlichem Zeiterleben und mit dem unterschiedlichen Verständnis der Rollen von Mann und Frau. Wer es nervig findet, terminlich versetzt zu werden, findet hier sensible Analysen und bedenkenswerte Erklärungsversuche. Wer sich manchmal die Haare rauft wegen des Frauenbilds männlicher Flüchtlinge, bekommt in diesen Geschichten intime Einblicke in Denk- und Gefühlswelten junger Moslems.
Mit Empathie und Humor beleuchtet die Autorin das allmähliche innere Ankommen von Geflüchteten in unserer Gesellschaft - und ihren eigenen Lernprozess, was interkulturelles Verstehen angeht. Entstanden sind Texte, die unter die Haut gehen, Selbstverständliches in Frage stellen, Existenzielles ins Licht rücken - globale Herausforderung, gespiegelt im Alltäglichen.
Brigitte Heidebrecht publizierte seit den 1980er Jahren eine Reihe vielgelesener Lyrik- und Prosabände. Sie lebt heute als Tanzpädagogin und Beraterin (Mediatorin, Supervisorin und Coach) in Ludwigsburg.